Die Coronakrise hat vor allem die Veranstaltungsbranche stark getroffen. Wir sprachen mit Cordula Rodenberg (im Bild r.) und Anja Krämer (im Bild l.) , beide tätig in der Messe- und Kongressorganisation des Ernst Klett Verlages, über virtuelle Events und darüber, was sich in ihrem Arbeitsumfeld verändert hat.

Beschreibt doch kurz, was Ihr für den Ernst Klett Verlag macht.

Rodenberg: Ich komme aus dem Vertrieb und dem Kulturmanagement und bin heute beim Ernst Klett Verlag Key-Accounterin für Lehrerverbände sowie Projektmanagerin für Messen und Kongresse.

Krämer: Nach meinem Wirtschaftsstudium habe ich einige Jahre in einer Agentur gearbeitet und bin heute im zentralen Marketing als Projektmanagerin u.a. für Messen und Kongresse tätig.

Ein typischer Arbeitstag sieht bei Euch wie aus?

Krämer: Auf jeden Fall sehr abwechslungsreich, jeder Tag ist anders. Irgendwo zwischen konzeptioneller Arbeit, danach im Lager des Messebauers oder beim Location-Scouting. Ein richtiger Alltag kehrt hier nicht ein. Die Arbeit verlangt ein hohes Maß an Selbstorganisation. Das gefällt mir!

Rodenberg: Genau so, wir beherrschen das Chaos und halten viele Bälle gleichzeitig in der Luft. Momentan sind wir verstärkt in Online-Meetings unterwegs, aber die Präsenztermine nehmen langsam wieder zu. Ich kümmere mich parallel auch um die Berufsverbände der Lehrkräfte, mit denen wir etwa gemeinsame Nachwuchswettbewerbe anbieten. Der Kontakt zu den jungen Lehrkräften ist wichtig.

Bis zur Coronakrise hat der Ernst Klett Verlag jährlich rund 1.200 bundesweite Fortbildungen für Lehrkräfte durchgeführt und sich an zahlreichen Kongressen und Messen beteiligt. Hat sich der Schwerpunkt Eurer Arbeit dadurch verändert?

Rodenberg: 2020 war schon ein radikaler Schnitt für uns: Remote-Organisation auf allen Ebenen, das hat aber am Ende gut funktioniert. Unsere Aufgabe, den Kundinnen und Kunden stets die beste Unterstützung für die Bewältigung ihres Schulalltags zu bieten, hat sich jedoch nicht verändert. Kongresse, Messen und auch die Fortbildungen, die von einem separaten Team organisiert werden, sind mit unsere wichtigsten Touchpoints. Nur eben jetzt verstärkt virtuell. Den Trend zu Online-Veranstaltungen gab es bei uns schon vor Corona, so waren wir gut vorbereitet.

Als Bildungsmedienverlag pflegen wir traditionsgemäß einen engen Kontakt zu den Lehrkräften.

Nicht nur geben sie uns Feedback zu unseren Produkten, sondern sie sind für uns auch als Autor:innen tätig. Der enge und regelmäßige Austausch ist für beide Seiten wichtig. Für die wichtigen Frühjahrsmessen, die in den beiden Vorjahren ausgefallen sind, mussten wir natürlich einen angemessenen Ersatz finden.

Mit dem Klett Campus hat der Ernst Klett Verlag im Frühjahr 2021 erstmals eine virtuelle Veranstaltungsplattform mit Live-Programm bespielt. Wie war das rückblickend?

Krämer: Der virtuelle Klett Campus war sicher ein großer Erfolg für uns. Mit über 50 Fortbildungen zu allen Schulformen und mit zwei intensiven Live-Tagen haben wir eine Woche lang ein hochkarätig besetztes und professionelles Programm gesendet. Parallel standen unsere Autor:innen, Berater:innen und der Außendienst für Fragen im Live-Chat bzw. per Video-Konferenz zur Verfügung. Das hat zum Glück alles ohne größere technische Fallstricke funktioniert.

Rodenberg: Mit den Live-Tagen haben wir Geschichte geschrieben, das gab es in der Branche so noch nicht. Für uns war das eine wichtige Erfahrung mit maximalem Lerneffekt. Mit einer solchem Angebot erreichen wir bundesweit viel mehr Menschen, die Liste der Vorteile ist lang. Dennoch sind die Anforderungen an ein solches Programm nochmals andere. Aber die Vielfalt gefällt uns und macht unsere Arbeit aus.

Und was bedeutet das für die Messe der Zukunft?

Rodenberg: Der persönliche Kontakt ist durch nichts zu ersetzen. Das heißt, Präsenzveranstaltungen bleiben weiterhin wichtig. Die Anforderungen an unsere klassischen Messeauftritte haben sich schon weit vor der Coronakrise verändert. Allein aus der Nachhaltigkeitsperspektive war ein immer größerer Messeauftritt nicht mehr zeitgemäß. Wir haben uns stattdessen stärker auf einzelne Zielgruppen und Kernthemen fokussiert, Scouts eingesetzt, auf eine klare Benutzerführung gesetzt und unseren Messeshop digitalisiert.

Krämer: Durch das Streaming haben wir ein viel größeres Spektrum an Möglichkeiten. Unser Blick hat sich auf jeden Fall verändert.

Erreicht man analog und digital denn die gleichen Kundensegmente?

Krämer: Mittlerweile hat sich das weitgehend angepasst, zu Beginn der Coronakrise war das sicher nicht der Fall. Aber der Bildungsmarkt ist komplex und erklärungsbedürftig und die Herausforderungen im Unterrichtsalltag sind vielfältig. Mit der Digitalisierung des Bildungsmarktes hat sich zudem der Fokus der Lehrkräfte verändert. Jetzt stehen stärker technische Fragen im Vordergrund, die schnell beantwortet werden müssen. Und die Informationen müssen leicht auffindbar sein. Für eine schnelle, vor allem virtuelle Unterstützung, waren und sind alle Lehrkräfte sehr dankbar.

Der Verlag besteht aus einer Vielzahl an Redaktionen. Wie laufen die Fäden da bei Euch zusammen?

Rodenberg: Mit den Fachabteilungen sind wir gut vernetzt, ohne deren Unterstützung würde unsere Arbeit auch nicht funktionieren. Wir wissen, was funktioniert und bringen die wichtigen Stakeholder aus Redaktion, Marketing und Vertrieb zusammen. Ohne Professionalität und Neugier geht das nicht und ohne ein Gespür für die Zwischentöne auch nicht.

Euer Credo, um im Job durchzuhalten?

„Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“ Frei nach Pippi Langstrumpf ;-)

Vielen Dank für das Gespräch.