Der Ernst Klett Verlag hat vor einigen Jahren eine nachhaltige Geschäftsstrategie etabliert und veröffentlicht seit dem Jahr 2021 regelmäßig Nachhaltigkeitsberichte. Ein Gespräch mit dem Geschäftsführer Dr. Michael Schlienz über die Ansprüche des Verlags an Verantwortung und Unternehmensführung.
Herr Dr. Schlienz, viele Unternehmen empfinden Nachhaltigkeitsberichte als bürokratische Belastung, das Denken über Nachhaltigkeit gerät aktuell sogar weltweit unter Druck. Wie bewusst geht der Ernst Klett Verlag diesen Weg?
Wir sind beides: ein wirtschaftlich handelndes Unternehmen und ein Bildungsakteur. Das heißt, wir vermitteln nicht nur Wissen über Nachhaltigkeit und die Bildung für nachhaltige Entwicklung, sondern wir übernehmen selbst Verantwortung. Für uns ist das kein Widerspruch, sondern eine Frage der Glaubwürdigkeit. Wer Nachhaltigkeit in Bildungsmedien ernst nimmt, sollte sie auch im eigenen Handeln abbilden. Und demnach ist unser Handeln langfristig angelegt und unterliegt nicht aktuellen Strömungen oder politischem Druck.
Was bedeutet das konkret?
Zum Beispiel, dass wir unseren CO₂-Fußabdruck seit dem Jahr 2021 transparent machen. Nicht, weil es leicht ist, sondern weil es notwendig ist. Nur was wir messen, können wir steuern. Unsere Berichterstattung hilft uns dabei, Prozesse zu optimieren, Ressourcen bewusster zu nutzen und Entscheidungen langfristig tragfähig zu machen. Sie ist kein Imageprojekt, sondern ein Managementwerkzeug.
Viele sagen: Der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Nutzen …
Kurzfristig mag das so wirken. Aber in unserem Verständnis geht es nicht nur um wirtschaftliche Effizienz, sondern auch um Verantwortung für die Zukunftsfähigkeit in einem globalen Kontext.
Wir haben soeben unseren vierten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. In verschiedenen Bereichen haben wir bereits erste messbare Erfolge erzielt. Nachhaltigkeit betrifft aber nicht nur Produktionsprozesse, sie betrifft auch Bildungsinhalte, gesellschaftliche Erwartungen und die Art, wie Unternehmen geführt werden. Als Bildungsunternehmen, das junge Menschen auf die Zukunft vorbereiten will, können und wollen wir uns hier nicht heraushalten.
Ist das nicht auch ein Wettbewerbsrisiko, wenn andere Unternehmen sich diese Arbeit sparen?
Wir sehen es eher als strategischen Vorteil. Unternehmen, die Verantwortung übernehmen, gewinnen an Vertrauen – bei Lehrkräften, bei Eltern, in der Öffentlichkeit. Gerade im Bildungsbereich zählt nicht nur, was wir anbieten, sondern wofür wir stehen. Deshalb haben wir uns mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie bewusst dafür entschieden, diesen Weg zu gehen. Nicht aus Idealismus, sondern aus Überzeugung.
Und wie vermitteln Sie das intern?
Indem wir Nachhaltigkeit nicht als Einzelthema betrachten, sondern als Haltung, die sich durch alle Bereiche zieht: von den Redaktionen bis zur Logistik. Natürlich ist das ein Prozess. Aber wir merken, dass die Bereitschaft groß ist – weil viele Mitarbeitende genau das wollen: sinnstiftend arbeiten, auch im Umgang mit Ressourcen und gesellschaftlicher Verantwortung.
Vielen Dank für das Gespräch!
